FAQ Warum ist die Sohle meines Laufschuhs hinten außen zuerst abgelaufen?

Wunderst du dich auch warum deine Laufschuhe hinten außen immer zuerst abgelaufen sind auch wenn der Rest der Außensohle noch ganz in Ordnung ist? Diesem Phänomen gehe ich im FAQ Artikel „Warum ist die Sohle meines Laufschuhs hinten außen zuerst abgelaufen?“ auf den Grund.

Abrieb hinten außen ist „normales“ Phänomen

Hinten außen zuerst abgelaufene Außensohle (c) Laufschuhkauf.deDas „Hinten-außen-zuerst-Ablaufen-der-Sohle“ hat zumeist einen einfachen Grund: Viele Läufer (rund 70 %) laufen mehr oder weniger stark über den Rückfuß. D.h. bei ihnen bekommt die Ferse als erstes Bodenkontakt. Dadurch wirkt hier beim Aufsetzen die höchste Kraft ein und der Abrieb der Sohle ist dort am stärksten.

Dieses Phänomen kann häufig auch an den Straßen- / Freizeitschuhen festgestellt weren. Während bei Rückfußläufern der Abrieb hinten außen am höchsten ist, radieren Vor- und Mittelfußläufer die Sohle im vorderen Bereich des Schuhs auf der Außenseite schneller runter. Wichtig ist an dieser Stelle der Hinweis, dass sich alleine aufgrund einer hinten außen stärker abgelaufenen Außensohle kein Rückschluss auf die weitere Abrollbewegung ziehen lässt. Demnach ist es ein Irrtum aufgrund dieses Sohlenabriebs auf eine Supination zu schließen! Bei diesem Abriebmuster wäre demnach auch eine Überpronation möglich.

Warum hinten außen und nicht mittig?

Was bleibt ist die Frage warum der Abrieb hinten außen und nicht mittig am höchsten ist. Dafür gibt es zwei Erklärungen aus der Biomechanik:

1. Um das Gleichgewicht beim Laufen besser halten zu können und weniger Haltearbeit in der Muskulatur verrichten zu müssen, versucht der Fuß unter den Körperschwerpunkt zu kommen. Um das zu erreichen wird der Fuß nach innen geführt und setzt dadurch in supinierter Haltung auf. Dabei ist der Fußinnenrand angehoben und der Fußaußenrand ist abgesenkt.

Dieser Effekt muss übrigens auch bei einer Laufanalyse Beachtung finden. Das Aufsetzen auf einer gedachten (breiten) Linie ist inklusive der dadurch entstehenden Winkel normal. Die Beinachse steht dabei leicht nach außen. Der Winkel zwischen Fersenbein / Achillessehne und Wade ist größer als 180°. Das Übersetzen (= Overcrossing) über die geachte Linie hingegen ist durch diese normale Bewegung nicht bedingt. Beim Overcrossing werden die Füße über die gedachte Linie (nach rechts bzw. links) hinaus gesetzt. Die Ursachen sind vielfältig. Oft sind diese in muskulären Dysbalancen, einer Beckeninstabilität oder einer Beinlängendifferenz zu finden. Durch das Übersetzen verstärkt sich der Abrieb am Laufschuh hinten außen.

2. Der Fuß versucht die Belastungsspitzen beim Aufsetzen zu vermindern. Das gelingt ihm durch den im Vergleich zum hinten mittigen Aufsatz längeren Abrollvorgang. Der Weg von der Ferse hinten außen nach vorne innen auf den Großzeh ist länger. Dadurch reduziert sich der Aufprallschock.

Reaktion der Laufschuhhersteller

(Fast) alle Laufschuhhersteller berücksichtigen diesen Effekt und setzen an dieser stark beanspruchten Stelle im Aufsatzbereich besonders abriebfestes Karbongummi ein. Jede Marke verwendet dafür seinen eigenen Namen: So nennt Asics sein Material z. B. AHAR+. Brooks seines HPR Plus. Mizuno nennt es X10 und Saucony XT-900. Je nach Modell kommt das gleiche Material oft auch im Vorfußbereich auf der Schuhinnenseite sowie an weiteren stark beanspruchten Bereichen zum Einsatz.

Des weiteren entkoppeln die Hersteller die Fersenpartie immer stärker, setzen sie näher unter die Ferse (Reduzierung der „Spoiler“) und schrägen diese nach hinten außen ab. Dadurch wird der Abrollvorgang sanfter eingeleitet und die Pronationsgeschwindigkeit (= Geschwindigkeit mit der der Fuß nach innen kippt) reduziert. Der Laufschuh kippt / klappt nicht mit einem Schlag nach innen.

Beide Konstruktionsmerkmale sind auf den Bildern unten zu sehen. Der Aufsatzbereich des hier ausgewählten Beispiels (Mizuno Wave Rider 15) ist viergeteilt wobei 3 Elemente auf der Außenseite der Sohle eingesetzt sind. Auf dem Bild rechts nebendran ist der abgeschrägte Aufsatzbereich zu sehen. Die allermeisten Laufschuhe sind für den Abrollvorgang über den Rückfuß optimiert. Eher langsam setzt sich die Denkweise durch auch für den Vor- und Mittelfußlaufstil haltbarere Konstruktionen zu bauen.

entkoppelter Fersenbereich (c) Laufschuhkauf.de     abgeschrägter Aufsatzbereich (c) Laufschuhkauf.de

3 Lösungen bei schnellem Verschleiß der Außensohle

Ist die Außensohle hinten außen abgelaufen solltest du kritisch prüfen, ob der Schuh das Ende seiner Lebensdauer erreicht hat. Als Anhaltspunkt gelten für einen Trainingslaufschuh grob 1.000 km Laufleistung. Lies zum Thema Haltbarkeit von Laufschuhen am besten meinen FAQ Artikel hier auf Laufschuhkauf.de. Ist die Außensohle bereits nach wenigen hundert Kilometer runter gelaufen gibt es drei Möglichkeiten zu reagieren.

1. Es handelt sich um einen Materialfehler. Der Verdacht liegt nahe, wenn der Verschleiß frühzeitig auftritt und du dieses Phänomen mit anderen Laufschuhen nicht hattest. Dann solltest du den Laufschuh beim Händler, bei dem du den Schuh gekauft hast, reklamieren.

2. Der übermäßige Abrieb entsteht durch den Laufstil. Das passiert schnell, wenn du „extrem“ über die Ferse in Kombination mit (zu) stark gestrecktem Knie läufst. Dann kann eine kurzfristige Option sein bei einem Schuhmacher ein neues Karbongummipad aufkleben zu lassen. Dies muss allerdings zwingend erledigt werden bevor die Zwischensohle in Mitleidenschaft gezogen wird, da sich sonst die Geometrie des Schuhs nicht unwesentlich verändern kann.

Diese Lösung ist oft nur von kurzer Dauer, weil der Effekt aufgrund des Laufstils schnell wieder auftreten wird. Der Laufstil formt den Schuh sich wieder zurecht. Da eher selten das Originalmaterial zum Einsatz kommen kann ist das zudem nicht ganz unkritisch. Je nach Material und Kleber wird die Schuhgeometrie verändert was im schlimmsten Fall zu Verletzungsproblemen führen kann. Eine weitere Möglichkeit ist mittels Laufanalyse einen Schuh zu suchen, der vom Aufsatzwinkel des Schuhs besser zum Abrollverhalten des Läufers passt. Ggf. könnte auch ein erfahrener Orthopädieschuhmachermeister diesen Winkel für den Läufer am Schuh anpassen. Hierbei sind allerdings die oben genannten Einwände mit der Schuhgeometrie zu berücksichtigen.

3. Die langfristig beste Option ist am Laufstil zu arbeiten und diesen gezielt zu verbessern. Lauf-ABC, Laufkoordinationsübungen, flacher Fußaufsatz, aktiver Laufstil wären hier Stichworte zum Vertiefen des Themas.


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