Jeder der sich für den Start bei einem Wettkampf egal ob auf der Bahn, bei einem kleinen Volkslauf oder bei einem großen Marathon entscheidet, wird sich die Frage stellen welche Schuhe er im Wettkampf laufen soll.
Daneben werden vielleicht auch folgende Fragen auftauchen die im folgenden Ratgeber Wettkampfschuhe beantwortet werden:
- Brauche ich wirklich einen Wettkampfschuh um Wettkämpfe zu laufen?
- Was zeichnet einen Wettkampfschuh, was einen Lightweighttrainer aus? Welche Unterschiede gibt es?
- Für wen sind welche Laufschuhe für den Wettkampf zu empfehlen?
- Spare ich mit Wettkampfschuhen wirklich Zeit?
- Welche Hersteller (Wettkampfschuhe und Lightweighttrainer) gibt es auf dem Markt?
- Was kosten diese Schuhe?
Brauche ich wirklich einen Wettkampfschuh um Wettkämpfe zu laufen?
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der perfekte Wettkampfschuh auch ein ganz normaler Trainingsschuh sein kann und in den meisten Fällen wohl auch ist. Nur weil geplant ist an einen Wettkampf (in den meisten Fällen ein Volkslauf) teilzunehmen, sind nicht unbedingt und zwingend besondere Schuhe von Nöten. In jedem Fall ist es sinnvoll mit den Schuhen zu laufen die einem im Training die besten Dienste geleistet haben. Wichtig ist hierbei darauf zu achten, dass der Schuh sich ausreichend bewährt hat aber nicht zu „alt“ ist.
Im Training bewährt heiß konkret das der Schuh einige typische Belastungen im Vorfeld des Wettkampfs ohne Probleme (keine Beschwerden am Bewegungsapparat, keine Blasen/ Scheuerstellen) mitgemacht hat. Zu 100 % ausschließen lassen sich Probleme dadurch zwar auch nicht aber die Wahrscheinlichkeit dafür wird deutlich gesenkt. Es gibt sicher nichts unsinnigeres als das tolle Training aufgrund von Problemen mit dem Schuh im Wettkampf nicht umsetzen zu können. Ein gewisses Restrisiko bleibt aber immer: Höheres Tempo über eine längere Laufdauer, größere Ermüdung der Muskulatur, stärker schwitzende, anschwellende Füße, anderes Wetter, …. sehr vielseitig sind die Faktoren, die einen passenden Schuh in einen weniger passenden verwandeln können. Durch das Ausprobieren der Schuhe unter wettkampfähnlichen Bedingungen ist gewährleistet, dass sich der Schuh ausreichend im Training bewähren konnte und böse Überraschungen aufgrund des Laufschuhes im Wettkampf im Normalfall ausbleiben. Darüber hinaus vermittelt der bereits erfolgreich getestete Schuh natürlich mehr Sicherheit im Wettkampf (mentaler Aspekt). Für den 10 km Lauf ist das Intervalltraining bzw. der Tempodauerlauf ein guter Schuhtest, während für den Marathon Läufe im Marathonrenntempo (z.B. 3 x 5 km im MRT) und die langen Läufe Aussagen über die Wettkampftauglichkeit zulassen. Der Schuh der sich bei den wettkampfspezifischen Belastungen am besten bewährt hat, der sollte auch im Wettkampf gelaufen werden.
Zu „alt“ bedeutet, dass Laufschuhe mit mehr als 800 Laufkilometer für das Training in den meisten Fällen zwar noch ok, für den Wettkampf aber nicht mehr zu empfehlen sind.
Was zeichnet einen Wettkampfschuh, was einen Lightweighttrainer aus? Welche Unterschiede gibt es?
Diese beiden Schuhkategorien werden gerne vermischt. Viele Läufer benutzen Lightweighttrainer als Wettkampfschuhe und in vielen Laufgeschäften werden die Lightweighttrainer als Wettkampfschuhe verkauft. Sogar in meinem Laufschuhtest sind, wie bei allen gängigen Lauf-Fachzeitschriften auch, die zwei Kategorien aus Rationalisierungsgründen zu der Klasse Lightweighttrainer + Wettkampfschuhe zusammengefasst.
Wie bei den normalen Trainingsschuhen gibt es (leicht) pronationsgestützte sowie neutrale Schuhe. Die Pronationsstützen in den Wettkampfschuhen sind aber zumeist sehr kurz und schwach, so das auch die meisten Läufer mit einem normalen Pronationsverhalten mit diesen Schuhen zurecht kommen. Eine starke Überpronation können diese Schuhe nicht stützen.
Beide Schuhklassen sind in meinem Lexikon wie folgt definiert:
Lightweighttrainer: Leichtgewichtige Trainingsschuhe, die eine Mittelstellung zwischen Trainingsschuh und Wettkampfschuh einnehmen. Laufschuhklasse, die für Training und Wettkämpfe gedacht ist und auch von weniger ambitionierten, allerdings nicht zu schweren Läufern/innen ohne allzu starke Überpronationstendenzen gelaufen werden kann. Neben niedrigem Gewicht stehen gute Abrolleigenschaften im Vordergrund. Dämpfung und Stabilität treten etwas in den Hintergrund. Die Schuhe sind von der Zwischensohle meist flach gebaut, was den Abdruck verbessern soll.
Wettkampfschuhe: Diese Laufschuhklasse richtet sich v. a. an leichte bis mittelschwere Läufer/innen (bis 85/90 kg bzw. bis 70/75 kg), die einen leichten Schuh für (schnelle) Trainingseinheiten und / oder Wettkämpfe suchen. Der Schwerpunkt dieser Schuhe liegt auf niedrigem Gewicht, hoher Flexibilität, Dynamik und guten Abrolleigenschaften. Dämpfung und Stabilität treten in den Hintergrund. Die meist auf einem stärker gebogenen Leisten gefertigten Schuhe sind für Neutralfußläufer und nicht zu starke Überpronierer zu empfehlen. Supinierer finden eventuell unter den neutralen Varianten eine mögliche Lösung. Auch Vor- und Mittelfußläufer kommen mit diesen Schuhen oft gut zurecht.
Unterschiede:
- Ein Unterschied liegt im Schuhgewicht, dass bei Wettkampfschuhen niedriger als bei den Lightweighttrainern ist. Während ein herkömmlicher Trainingsschuh rund 350 g (US 9) wiegt, wiegen klassische Lightweighttrainer zwischen 270 und 310 g (US 9) und Wettkampfschuhe um die 230 g (US 9).
- Einen weiterern Unterschied macht die Schuhstabilität aus. Diese nimmt vom Trainingsschuh über den Lightweighttrainer hin zum Wettkampfschuh kontinuierlich ab. Um Gewicht zu sparen wird an der Stabilität, d. h. Pronationsstützen und Mittelfußbrücken gespart. Deshalb ist v. a. bei den Wettkampfschuhen besonderes Augenmerk darauf zu legen ob die Stabilität ausreicht bzw. ob das Weniger an Stabilität problemlos toleriert wird. Zu beachten ist zudem, dass viele der Lightweighttrainer und v. a. der Wettkampfschuhe nicht besonders gut für die Aufnahme von Einlagen geeignet sind.
- Um Gewicht zu sparen wird zudem auf übermäßig starke Dämpfungselemente verzichtet. Kleinere oder gar keine Dämpfungselemente und v. a. eine dünnere Zwischensohle tragen zum niedrigeren Schuhgewicht und zur flacheren Bauweise, gleichzeitig aber auch zu schwächeren Dämpfungseigenschaften bei. Die Dämpfungseigenschaften nehmen analog zu den Stabilitätswerten der Schuhe in Richtung der Wettkampfschuhe ab.
- Lightweighttrainer und Wettkampfschuhe sind (zumeist) flacher gebaut als reine Trainingsschuhe, was auch durch die dünnere, schwächer dämpfende Zwischensohle erreicht wird. Durch die flachere Bauweise kommt der Fuß näher an den Boden, der Bodenkontakt und die sensomotorische Rückmeldung werden verbessert, was für einen besseren Abdruck sorgt. Hebelkräfte und Kippbewegungen werden durch den flacheren Rückfußbereich ebenfalls reduziert. Tendenziell gilt das Wettkampfschuhe noch mal flacher gebaut sind als Lightweighttrainer.
- Bezüglich der Leistenform ist anzumerken, dass Lightweighttrainer auf stärker gebogenen Leisten gefertigt werden als Trainingsschuhe, während bei den Wettkampfschuhen eigentlich immer ein stark gebogener Leisten vorzufinden ist. Durch die stärkere Biegung des Leistens wird die Abrollbewegung verstärkt. Die Passform ist bei den meisten Wettkampfschuhen eher schmal.
- Die Lebensdauer sinkt vom Trainingsschuh zum Wettkampfschuh ebenfalls. Schuhe die vorwiegend schnelle Einheiten zu spüren bekommen und noch dazu gewichtsoptimiert aufgebaut sind, verschleißen schneller. Für Wettkampfschuhe beginnt der kritische Bereich schon bei 600 km. Lightweighttrainer verabschieden sich zumeist bei rund 800 km. Dabei handelt es sich um Richtwerte, die sich im Einzelfall auch erheblich nach oben bzw. nach unten verschieben können (Stichworte z. B.: Läufergewicht, Fehlstellungen, Laufuntergrund, mehrere Schuhe paralell). Lies hierzu am besten auch den Artikel Haltbarkeit von Laufschuhen.
Für wen sind welche Laufschuhe für den Wettkampf zu empfehlen?
Wie eingangs erwähnt kann ein geeigneter Wettkampfschuh auch ein normaler Trainingsschuh sein. Grundsätzlich gilt auch in diesem Fall immer, dass der Einzelfall betrachtet werden muss und für den individuellen Fall der passende Schuh gefunden werden muss. Pauschal lässt sich sagen: Je weniger ambitioniert, schwerer und mit orthopädischen Problemen (Fußfehlstellungen, Beinachsfehlstellungen, …) behaftet ein Läufer ist, desto mehr Führung, Stabilität und Dämpfung muss der Schuh auch im Wettkampf bieten. D. H. desto eher sollte dieser Läufer einen Trainingsschuh als Wettkampfschuh nehmen. Der Umkehrschluss bedeutet: Je ambitionierter, schneller ein Läufer ist, je leichter der Läufer ist, je weniger orthopädische Probleme ein Läufer hat und je effektiver der Laufstil, desto eher kommen Wettkampfschuhe in Frage und umso leichter kann der Schuh gebaut sein. So ist es bei der zuletzt genannten Läufergruppe oft der normale Trainingsschuh auch ein Lightweighttrainer oder sogar ein Wettkampfschuh.
Die Streckenlänge des Wettkampfes sollte ebenfalls Berücksichtigung finden. Je kürzer diese ist, desto eher kann es ein richtiger Wettkampfschuh sein. Bei einem 10 km Lauf wirkt sich ein nicht optimal passender (weil zu wenig stabiler Schuh) nie so stark aus, wie bei einem Marathon. Für die Marathondistanz wählen selbst ambitioniertere Läufer oft Lightweighttrainer und keine extremen Wettkampfschuhe. Für Läufer oberhalb der 85 – 90 kg (Läuferinnen oberhalb 70 – 75 kg) würde ich für längere Wettkämpfe (Halbmarathon und länger) immer normale Trainingsschuhe als Wettkampfschuhe empfehlen. Lightweighttrainer könnten hier ein Kompromis sein.
Spare ich mit Wettkampfschuhen wirklich Zeit?
Theoretisch ja. Pro 30 g Gewichtsersparnis macht ein Läufer pro 3 km 2 Sekunden Zeit gut. Auf die Marathondistanz hochgerechnet bedeutet das bei 30 g weniger, 26 Sekunden Zeitersparnis. Nicht gerade üppig. Aber da die richtigen Wettkampfschuhe rund 120 g weniger als ein herkömmlicher Trainingsschuh wiegen, liegt die Zeitersparnis auf 3 km bei 8 Sekunden und auf der Marathondistanz immerhin schon bei 01:45 min. Das kann schon reichen, um z.B. die 02:40 std. Schwelle zu knacken.
Dies gilt allerdings nur für wirklich ambitionierte Läufer, die 10 km unter 35/36 min. und den Marathon auf alle Fälle unter 03:00 std. besser sogar unter 02:50 std. laufen. Für Frauen gilt analog 10 km unter 38/39 min. und die Marathondistanz auf alle Fälle unter 03:20 std. Diese Athleten sind i.d.R. im Training mindestens genauso lang/kurz unterwegs, wie im Wettkampf, verfügen in den meisten Fällen über eine gute Lauftechnik und Koordination und können so den Zeitvorteil des Schuhs effektiv nutzen. Weniger ambitionierte Läufer sollten v. a. bei längeren Wettkampfdistanzen lieber bei Lightweighttrainern und normalen Trainingsschuhen bleiben, da sie den Gewichtsvorsprung nicht effektiv nutzen können. Wichtig ist die Kenntnis der Tatsache, dass ein langsamerer Läufer aufgrund der unter Umständen fehlenden Stabilität durch die höhere Beanspruchung und Ermüdung der Muskulatur mit zunehmender Laufdauer mehr Zeit verliert als er jemals mit Hilfe des niedrigeren Gewichts des Schuhs sparen kann.
Der psychologische Vorteil eines Wettkampfschuhes/Lightweighttrainers sollte in diesem Zusammenhang auch Erwähnung finden: Das Gefühl einen super leichten, dynamischen, bodennahmen, direkten Schuh speziell für den Wettkampf zu tragen, verstärkt die Leistungsbereitschaft und gibt dem Wettkampf einen Extrabonus im Gegensatz zum Trainingsalltag. Dieser zusätzliche Motivationsschub ist nicht zu unterschätzen (ist oben bei der Zeitersparnis aber schon eingerechnet).
Welche Hersteller (Wettkampfschuhe und Lightweighttrainer) gibt es auf dem Markt?
Neben den klassischen Herstellern wie Adidas, Asics, Brooks, Mizuno, New Balance, Nike und Saucony gibt es auch zahlreiche “Nischenanbieter” die ihren Schwerpunkt bei den Wettkampfschuhen haben. Hier wären z. B. Scott und Zoot zu nennen. In der Linkliste der Laufschuhmarken hier auf Laufschuhkauf.de findest du eine Übersicht über die meisten Laufschuhmarken. Einige Marken sind eher schwer erhältlich. Neben Sportgeschäften kommen v. a. Laufsportfachgeschäfte als Einkaufsstätten dieser Schuhe in Frage. Einige Modelle sind fast nur über das Internet erhältlich.
Was kosten diese Schuhe?
Bei den Preisen gibt es eine relativ große Spanne. Während das erfolgreichste Modell von Brooks der Racer ST bereits für 100,- € zu haben ist ruft Asics für seinen Klassiker den DS Trainer 140,- € auf. Die meisten Schuhe tummeln sich um die 120,- bis 130,- €. In beiden Kategorien gibt es aber oft auch Auslaufmodelle da der stationäre Handel zumeist diese Kategorien mehr unter Kompetenz- als Ertragsgesichtspunkten führt. Zudem finden sich im Internet oft deutliche Reduzierungen der unverbindlichen Verkaufspreisempfehlungen bei aktuellen Modellen.