Laufschuhtest Hoka One One Zinal

Mit dem Hoka One One Zinal geht es bei den Traillaufschuhen / Geländelaufschuhen im Laufschuhkauf.de Laufschuhtest HW 2021 weiter. Nach dem Geländelaufschuh Speedgoat 4 und dem Trailracer Torrent 2 folgt damit der 3. Laufschuh von Hoka One One in meinem Laufschuhtest.

Viel Spaß mit meinem Testbericht!

Hoka One One Zinal Außenseite  (c) Hoka One One Hoka One One Zinal Innenseite  (c) Hoka One One Hoka One One Zinal Außensohle  (c) Hoka One One

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Das schreibt Hoka zu seinem neuen Trailracer

„Der Zinal ist ein reaktionsschneller, agiler Trailrunning-Schuh für Kurzstrecken mit der optimalen Mischung aus Tempo und Agilität.

Er hat ein reduziertes Profil und ist zum Schutz vor Steinchen und Schmutz mit einer eingenähten Lasche ausgestattet. Warum du ihn lieben wirst: Strapazierfähigkeit, geringes Gewicht und optimale Griffigkeit ergeben einen verdammt schnellen Schuh.

  • Vegan
  • Mesh-Obermaterial aus recycelten Materialien
  • Eingenähte Lasche
  • Zehenschutz
  • Geformte EVA-Einlegesohle
  • PROFLY-Konstruktion
  • Early-Meta-Rocker
  • Vibram-Megagrip-Außensohle mit Litebase-Konstruktion und 4-mm-Stollen“

Doch schauen wir genauer ins Detail was der Hoka One One Zinal kann. Was nicht. Wie er sich beim Laufen bewährt und für wen er geeignet ist.

Zahlen, Daten, Fakten zum Hoka One One Zinal

  • Artikelnummer: 1119399-BOPO
  • Preis: 160,- €
  • Kategorie: Trail- / Geländelaufschuhe
  • Geschlecht: Als Damen- und Herrenmodell erhältlich.
  • erhältliche Größen (US): Damen 5 – 11; Herren 7 – 13, 14
  • verschiedene Weiten erhältlich: nein
  • Gewicht: 242 g (US 9), 303 g (US 13)
  • Sprengung: 4 mm
  • Bauhöhe: 22:18 mm (Herren), 21:17 mm (Damen)
  • Leisten: gerade
  • Zwischensohle: PROFLY-Mittelsohle, keine separaten Dämpfungskissen im Vor- und Rückfußbereich
  • Pronationsstütze: nein
  • Passform: normal weit geschnitten mit breiterer Zehenbox
  • Vergleichsmodelle anderer Marken: Brooks Catamount, Saucony Peregrine 11
  • Herstellungsland: Vietnam
  • Sonstiges: Für Damen und Herren in je 2 Farben erhältlich.

Änderungen zum Vorgängermodell

Der Hoka One One Zinal ist komplett neu auf dem Markt und hat damit kein Vorgängermodell.

Testbericht und Kommentar

Trailwettkampfschuh Hoka Zinal  (c) Laufschuhkauf.deHoka One One schafft es mehr und mehr seine Bekanntheit in Deutschland zu erhöhen und sich aus der Nische der informierten Läufer herauszuarbeiten. Das bildet sich auch in einer ausweitenden Distribution ab. So sind die Laufschuhe der Amerikaner längst nicht nur bei Laufspezialisten zu finden.

Im letzten Test der aufstrebenden Marke konnte ich den Torrent 2 unter die Füße nehmen. Dieser komfortable Racer hat im Juli 2021 einen großen Bruder bekommen. Mit dem Zinal deckt Hoka One One die kürzeren, schnell laufbaren Distanzen ab.

Während andere Marken wie bspw. Salomon mit dem Ultra Glide oder Brooks mit dem Caldera eher in das Hoka Stammgebiet vordingen, geht Hoka genau den umgekehrten Weg und baut mit dem Zinal sein Sortiment bei den schnelleren und leichteren Trailschuhen aus. Der Zinal ist Hokas leichtester und direktester Geländelaufschuh und rundet das Sortiment hier perfekt ab.

Seinen Namen hat der Newcomer vom berühmten Berglauf Sierra Zinal, der auch Lauf der fünf 4.000er genannt wird. Mit 31 km Länge, 2.200 Metern im Anstieg und 1.100 Metern im Abstieg bildet er quasi den Einsatzbereich des neuen Trailracers ab.

Die unverbindliche Verkaufspreisempfehlung des Hoka Zinal liegt mit 160,- € im oberen Bereich der mittleren Preislage.

Bauweise, Ausstattung & Laufgefühl

Trailschuh von Hoka One One  (c) Laufschuhkauf.deWar der Torrent 2 schon etwas hokauntypisch so ist es der Zinal erst recht. Die Bauhöhe ist mit 11 mm um ein Drittel geringer als bspw. beim Speedgoat 4. Mit 22:18 mm (Damen 21:17 mm) ist sie so flach wie die des Catamount von Brooks. Die Sprengung hingegen ist wieder hokalike bei flachen 4 mm. Ebenso das Gewicht, dass bei sehr niedrigen 242 g in Referenzgröße US 9 liegt.

Der für Hokaverhältnisse sehr spartanische Trailschuh spart an allem was nicht zwingend notwendig ist. So bedeckt die Vibram Megagrip Litebase Außensohle nur rund die Hälfte der Zwischensohle. Sie konzentriert sich auf den Vorfußbereich und die Fersenpartie. Der Mittelfußbereich ist ausgespart. Alles mit dem Ziel Gewicht zu sparen.  Die Litebase Sohle von Vibram ist rund 30 % leichter als die klassische Megagrip Außensohle soll aber sehr ähnliche Eigenschaften bieten. Sicher wird die Zwischensohle im unabgedeckten Bereich schneller und stärker leiden. Wie stark das als limitierender Faktor für die Lebensdauer wirkt bleibt abzuwarten. Auf ein Rock Shield wurde wie beim kleinen Bruder dem Torrent 2 verzichtet.

Die Profly-Mittelsohle besteht ähnlich wie beim Straßenracer Mach 4 aus einer Kombination aus einer ultraleichten, sehr weichen oberen Zwischensohlenschicht und festerem, gummiertem EVA Schaum direkt darunter. Das sorgt zusammen mit der Early Rocker Konstruktion für eine überraschend gute Dämpfung einerseits und viel Dynamik, Reaktivität und festen Abdruck andererseits. Die Dämpfung ist deutlich straffer als bspw. beim Speedgoat 4, trotz allem für solch einen leichten Schuh durchaus noch komfortabel. Der Hoka One One Zinal ist der wendigste, direkteste und dynamischste Schuh aus der Trailrunninglinie der Amerikaner. Ein Trailrunningschuh mit dem das Rennen im Gelände einfach Spaß macht.

Die breite, durchgängige Auflagefläche gepaart mit der leicht ausgestellten Zwischensohle bietet trotz allem nur minimale Stabilität. Die Flexibilität und die Torsionsfähigkeit sind auf herausragendem Niveau. Der Zinal passt sich so gut den Fußbewegungen und damit dem Untergrund an. Das Gefühl und die Rückmeldung für bzw. von selbigen ist perfekt.

Schaft, Passform & Schnürung

Trailracer Hoka One One Zinal  (c) Laufschuhkauf.deDie Passform des Hoka One One Zinal ist normal weit. Die Zehenbox ist sogar durchaus geräumig. Der Zinal fällt größengerecht aus. Passt eine US 13 z. B. im Torrent 2, dann passt auch eine US 13 im Zinal. Platz für orthopädische Einlagen ist im Austausch gegen die Herstellereinlegesohle ausreichend vorhanden.

Wie oben bereits erwähnt wurde der Zinal auf maximal niedriges Gewicht getrimmt. Das zeigt sich auch im Schaft. Dieser ist sehr minimalistisch. Das aus recycelten Garnen bestehende Schaftmaterial ist sehr dünn und die TPU Overlays wohl überlegt und äußerst sparsam eingesetzt. Die Polsterung an Zunge und Ferse ist gering. Das macht ihn einerseits sehr leicht und flexibel. Andererseits bietet es aber auch weniger Schutz und Komfort. Den Schutzgrad des Schafts vor allem im Vorfußbereich finde ich persönlich bei aller Freude über die Leichtigkeit des Zinal an der Grenze.

Die Atmungsaktivität des Hoka One One Zinal ist auf höchstem Niveau. Das super dünne Mesh trocknet zudem sehr schnell ab. Die Zunge nimmt (fast) kein Wasser auf. Spannend wird in diesem Zusammenhang aber das Thema Haltbarkeit des Meshs v. a. im Vor- und Mittelfußbereich sein da das Mesh sehr dünn ist und schützende Overlays und Verstärkungen fehlen.

Trotz der spartanischen Ausstattung ist der Tragekomfort tadellos. Der Zinal sitzt (vorausgesetzt der Fuß passt zur Schuhform und -weite) wie eine 2. Haut. Der Schaft lässt sich mittels der flachen, halbelastischen Schnürsenkel und der Bootiekonstruktion nah an den Fuß ziehen und vermittelt dadurch guten und sicheren Halt. In meinem Fall mehr als beim Torrent 2.

Abzüge in der B-Note gibt es für die fehlende Verstaumöglichkeit der Schnürsenkel. Ja das hätte auch ein paar Gramm mehr Gewicht bedeutet aber gerade bei einem Wettkampfschuh fürs Gelände erhöht das die Sicherheit. Schnürvarianten insbesondere die Marathonschnürung lassen sich mit dem Hoka One One Zinal nur mit viel Willen und Gefummel umsetzen, da die Schnürsenkel dafür etwas kurz geraten sind.

Einsatzbereich & Untergrund

Die minimalistische Ausstattung des Hoka One One Zinal bestimmt auch seinen Einsatzbereich. Durch seine reduzierte Bauweise eignet er sich eher für moderates als für hochtechnisches Gelände. Feld-/Wald-/Wiesenwege, Singletrails und leichte, technische Trails sind seine bevorzugte Heimat. Rein von der Bodennähe, Dynamik, Wendigkeit, Agilität und auch der fußnahen Passform würde er auch im technischeren Gelände zurechtkommen. Aber aufgrund des stark reduzierten Schutzes kommt er auf sehr anspruchsvollen Trails klar an seine Grenzen.

Die Vibram Megagrip Litebase Außensohle mit den flachen, eher eng zusammenliegenden 4 mm Stollen bietet sicheren und guten Grip auf nassem und felsigem Untergrund. Allerdings mit der Einschränkung, dass nicht alle Teile des Schuhs damit ausgestattet sind und der Zinal damit sicher kein Gripmonster ist. Tiefes, schlammiges Geläuf sind demnach ebenfalls nicht seins. Auch hier stand für Gabe Nicasio, den Schuhdesigner des Zinal, minimales Gewicht und nicht unbedingt maximaler Grip im Vordergrund. Das zieht sich wie bereits mehrfach erwähnt durch die gesamte Schuhkonstruktion.

Vibram Megagrip Litebase Außensohle  (c) Laufschuhkauf.deDie Bauhöhe des Zinal reicht trotz des Verzichts auf ein Rockshield gerade noch aus um ein übermäßiges Durchdrücken von Steinen und ähnlichem durch die Sohle wirksam zu verhinden. Idelspur wie mit dem Speedgoat ist mit dem Zinal aber nicht überall. Auch wenn es nicht sein Haupteinsatzbereich sein sollte, lassen sich kurze Asphaltpassagen mit dem Hoka One One Zinal aufgrund der Größe und Anordnung der Stollen problemlos laufen.

Bezüglich der Streckenlängen empfiehlt Hoka den Zinal für kürzere Strecken. Im Rahmen des diesjährigen, 56 km langen OCC im Rahmen des UTMB liefen die ersten 3 Frauen mit dem Zinal durchs Ziel. Das heißt jetzt aber nicht, dass das für die Masse der Läufer funktionieren wird. Meiner Meinung nach macht er von kürzeren Bergläufen, über die klassischen Halftraildistanzen ggf. bis hin zu Marathontrails eine gute Figur. Auf längeren (Ultra-)Distanzen werden sich die allermeisten Läufer mehr Komfort und Schutz wünschen. Hier verzeiht der Hoka One One Zinal einfach zu wenig Fehler.

Tempotechnisch überzeugt der Zinal klar beim zügigeren bis schnellen Laufen. Schnellere Grundlagenläufe, Tempowechselläufe, Tempodauerläufe oder eben auch Fahrspiele im Gelände sind seine Heimat. Für gemütliche Läufe gibt es geeignetere weil komfortablere Schuhe.

In einer markenreinen Rotation könnte die neue Hoka-Trail-Formel wie folgt lauten: Speedgoat 4 für längere, langsamere Trainingseinheiten und (Ultra-)Wettkämpfe. Torrent 2 für kürzere bis mittlere, zügigere Trainingsläufe und nicht zu lange Wettkämpfe. Der Neuzugang Zinal hätte dann seinen Einsatz bei jeglicher Tempoarbeit auf den Trails und kürzeren Wettkämpfen.

Fazit

Mit dem Zinal präsentiert der amerikanische Laufschuhbauer einen konsequent auf Leichtigkeit und Schnelligkeit getrimmten Racer fürs Gelände. Ein Hauch Hoka DNA bleibt aufgrund der überraschend guten Dämpfung, der niedrigen Sprengung und der angedeuteten Rocker Bauweise erhalten. Trotz allem werden mit dem Hoka One One Zinal eher Fans agiler, dynamischer, lauffreudiger Trailschuhe und weniger die Anhänger maximalen Komforts ihren Spaß haben. Ein gelungenes Debüt das allerdings für meinen Geschmack an einigen Stellen fürs Rennen im Gelände zu stark gewichtsoptimiert wurde.

Zielgruppe des Hoka One One Zinal

Zielgruppe Hoka One One Zinal  (c) Laufschuhkauf.deLeichte bis mittelschwere Läufer mit neutralem Abrollverhalten und nicht zu starke Supinierer, die einen agilen, dynamischen Geländelaufschuh für kürzere bis mittellange (Wettkampf-)Distanzen suchen sollten den Hoka One One Zinal in die engere Wahl nehmen. Der Zinal eignet sich auch prima fürs Tempotraining auf moderaten Trails. Für Vor- und Mittelfußläufer ist er wegen der flachen Bauweise mit niedriger Sprengung gepaart mit hoher Flexibilität und viel Dynamik ein Geheimtipp. An dieser Stelle trotzdem der Murmeltierhinweis, dass Läufer die von Komfortsprengungen von 8 mm+ kommen sich an die niedrige 4 mm Sprengung langsam gewöhnen sollten. Dies dient der aktiven Verletzungsprophylaxe.

Wem der Hoka One One Zinal zu wenig Schuh ist oder wer einen robusteren Trailrunningschuh für schnelles Laufen sucht, der findet im etwas komfortableren Torrent 2 eventuell eine geeignete Lösung. Fans maximalen Komforts auf dem Trail werden hier nicht fündig. Sie sollten sich besser den Speedgoat 4 anschauen.

Zielgruppe Gewicht
leichtgewichtigOOOO
normalgewichtigOOOO
schwergewichtigX
Zielgruppe Abrollverhalten
Unterpronierer / SupiniererOOO
NeutralfußläuferOOOO
leichte ÜberproniererX
mittelstarke ÜberproniererX
starke ÜberproniererX
Laufuntergrund
Asphalt / BetonO
Feld / WaldOOOO
TrailOOO
Legende: OOOO = sehr gut geeignet; OOO = gut geeignet; OO = geeignet; O = bedingt geeignet; X = ungeeignet

[WERBUNG] Hinweis zum Thema Werbung / Transparenz: Die Laufschuhe des Tests habe ich bei den jeweiligen Laufschuhherstellern angefordert. Der Testbericht wurde von mir verfasst und gibt meine persönliche Meinung wieder. Auf Inhalt und Urteil wurde seitens der Hersteller keinerlei Einfluss genommen. Für den Testbericht erhalte ich keine finanzielle Vergütung von den Herstellern.


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