Laufschuhtest Hoka Tecton X

Der Hoka Tecton X ist der nächste Laufschuh im Laufschuhkauf.de Laufschuhtest HW 2022 in der Rubrik Geländelaufschuhe / Trailschuhe. Damit geht es zurück auf den Trail. Dafür wird es jetzt schnell. Der Tecton X ist der 5. Hoka Laufschuh und der erste Karbonracer fürs Gelände in meinem Laufschuhtest. Bisher bin ich nur den The North Face Flight Vectiv in ähnlicher Bauweise gelaufen. Mein Fall war dieser damals allerdings nicht.

Umso gespannter war ich wie Hoka das Karbonthema mit seinem Tecton X gelöst hat und ob er mich überzeugen kann.

Viel Spaß mit meinem Testbericht!


Inhaltsverzeichnis


Das schreibt Hoka zu seinem Karbonracer fürs Gelände

„Tecton X – Griffig. Antreibend. Selbstbewusst.

Der neue Tecton X wurde nach den tektonischen Platten unseres Planeten benannt, die sein paralleles Carbonfaserplattendesign inspiriert haben – eine Veränderung, die die Trailrunning-Welt erschüttern wird. Der flinke Schuh mit griffiger Vibram-Megagrip-Außensohle mit Litebase-Konstruktion besitzt eine ProFlyX-Zwischensohle, bei der eine leichte, reaktionsfähige Schaumstoffbasis mit einem ultraweichen Schaumstoff an der Fußsohle kombiniert wird. Der Tecton X ist der erste Trailrunning-Schuh von Hoka mit antriebsstarken, parallelen Carbonfaserplatten. Ein spezielles einlagiges Jacquard-Mesh hüllt den Fuß angenehm ein und rundet das Design ab.

Was du daran lieben wirst: Carbonfaser-Vorantrieb trifft auf Hoka Trail-Innovation

  • Carbonfaser-Vorantrieb trifft auf Hoka Trail-Innovation. Zwei parallele Carbonfaserplatten sorgen für ein geschmeidiges Laufgefühl mit Vorantrieb. So wird unser charakteristisches geschmeidiges Laufgefühl noch effizienter.
  • Eine Vibram-Megagrip-Außensohle mit Litebase-Konstruktion sorgt für maximale Trittsicherheit, Bodenkontakt und Grip bei minimalem Gewicht.
  • Die ProflyX Zwischensohle bietet ein flottes Laufgefühl mit gedämpfter Landung und reaktionsfähigem Abdruck.
  • Ein Mix aus weichen und reaktionsfähigen Schaumstoffen bietet ausreichend Dämpfung für lange Trainingsläufe und liefert beim Wettkampf dank Energierückgewinnung einen Tempo-Boost.
  • Ein spezielles Jacquard Mesh bietet sicheren Halt am Mittelfuß.
  • Eine schützende Zehenverstärkung zum Schutz vor Steinen und Geröll auf dem Trail.

Doch schauen wir genauer ins Detail was der Hoka Tecton X kann. Was nicht. Wie er sich beim Laufen bewährt und für wen er geeignet ist.

  Hoka Texton X Innenseite  (c) Hoka   Hoka Texton X Außenseite  (c) Hoka    Hoka Texton X Außensohle  (c) Laufschuhkauf.de

Zahlen, Daten, Fakten zum Hoka Tecton X

  • Artikelnummer: 1123161 – PORY
  • Preis: 210,- €
  • Kategorie: Trail- / Geländelaufschuhe
  • Geschlecht: Als Damen- und Herrenmodell erhältlich.
  • erhältliche Größen (US): Damen 5 – 11; Herren 7 – 13, 14
  • verschiedene Weiten erhältlich: nein (Damen B, Herren D)
  • Gewicht: 252 g (US 9), 309 g (US 13)
  • Sprengung: 5 mm
  • Bauhöhe: 32:27 mm (Herren), 30:25 mm (Damen)
  • Leisten: gerade
  • Zwischensohle: ProFlyX-Mittelsohle mit 2 parallelen Karbonfaserplatten, keine separaten Dämpfungskissen im Vor- und Rückfußbereich
  • Pronationsstütze: nein
  • Passform: normal weit geschnitten
  • Herstellungsland: Vietnam
  • Nachhaltigkeit: Schnürsenkel aus recyceltem Polyester
  • Vergleichsmodelle anderer Marken: Brooks Catamount 2
  • Sonstiges: Für Damen und Herren in je 2 Farben erhältlich.

Änderungen zum Vorgängermodell

Ganz neu auf dem Markt, d.h. der Hoka Tecton X hat kein Vorgängermodell.

Testbericht und Kommentar

Der Hoka Tecton X ist ein komplett neuer Trailschuh der amerikanischen Laufschuhschmiede. Das X im Namen steht bei Hoka für Schuhe mit Karbonfaserplatte(n). Im Fall des Tecton sind es 2 parallel in Laufrichtung liegende Karbonplatten oder genauer Karbonstreifen. Der Name Tecton ist abgeleitet von den tektonischen Platten der Erde. Wie die tektonischen Platten können sich die beiden Karbonplatten etwas gegeneinander verschieben.

Schaun wir mal was der Newcomer noch zu bieten hat.

Bauweise, Ausstattung & Laufgefühl

Im breiten Trailschuhsortiment von Hoka ist der Tecton X zwischen dem Speedgoat 5 und den Modellen Torrent 2 / Zinal platziert. Die Besonderheit sind die beiden parallel in Laufrichtung in der ProFlyX Zwischensohle liegenden Karbonplatten. Diese nennt Hoka C003 Dual Carbon.

Trailkarbonracer von Hoka  (c) Laufschuhkauf.deDiese Bauweise ist durchaus clever. Der Schuh ist nicht ganz so extrem versteift wie das bspw. bei den Karbonplattenschuhen für die Straße der Fall ist. Nachteil: Der Push ist geringer. Vorteil: Wie die tektonischen Platten können sich die beiden Karbonplatten etwas gegeneinander verschieben. Dadurch ist eine bessere Anpassung an den Untergrund möglich. In meinen Augen eine Top Lösung.

Mancher Wettbewerber am Markt sollte sich das mal genauer anschauen. Die Flexibilität und Agilität des Tecton X haben mich auf jeden Fall sehr positiv überrascht. Sogar eine gewisse Torsionsfähigkeit ist gegeben.

In der Zwischensohle kommt Hokas „Superschaum“ ProFlyX zum Einsatz wie er bspw. auch im Carbon X 3 verbaut wird. Hierfür kombiniert Hoka eine sehr weiche Schaumstoffschicht (CMEVA) direkt unterhalb des Fußes mit einer reaktiven, leichten Schaumschicht darunter. Eingebettet in die beiden Schaumschichten liegen die beiden Karbonplatten.

Optisch wirkt der Tecton X relativ hoch gebaut. Das liegt aber v. a. an der Active Footframe genannten Technologie bei der der Fuß wie in einer Art Wanne deutlich tiefer steht als von außen zu sehen ist. Das bietet dem Fuß eine gute (nicht einseitig korrigierende) Führung. Die Fersenkappe ist wie bei den meisten Hoka Schuhen eher weich und bietet keine besondere Stabilität.

Karbonplattenracer auf dem Trail (c) Laufschuhkauf.deDie Bauhöhe ist mit 32:27 mm (Herren) bzw. 30:25 mm (Damen) dem Geländeeinsatz angepasst nicht ganz so krass wie es bei vielen Karbonplattenracern für die Straße der Fall ist. Trotz allem ist der Tecton X hokatypisch hoch gebaut und bietet viel Dämpfung und Komfort. Wie von Hoka gewohnt liegt die Sprengung mit 5 mm im unteren Bereich. Etwas Zeit zur Gewöhnung sollte an den Schuh eingeplant werden.

Das Laufgefühl ist komfortabel und federnd aber straffer als bei vielen Hoka Laufschuhen (z. B. als beim Speedgoat 5 obwohl dieser ähnlich von der Bauhöhe ist). Der Spagat zwischen Komfort und Racinggefühl ist auf dem Punkt. Das Abrollverhalten ist geschmeidig, sehr effizient und dynamisch. Der Hoka Tecton X bietet tollen Vortrieb und unterstützt schnelles Laufen. Aber er muss auch schnell gelaufen werden. Im Bummeltempo läuft er sich eher wie ein normaler Trailschuh. Der Push wird nur herausgekitzelt wenn zügiger (im Optimalfall Vor- oder Mittelfuß) gelaufen wird. Da macht er dann richtig Spaß.

In der Außensohle kommt das bewährte Vibram Gummi zum Einsatz und zwar in Form der Lite Base Version. D.h. nicht die komplette Zwischensohle ist mit Gummi abgedeckt. Besonders im Mittel- und im Vorfußbereich wurde Material gespart um Flexibilität und Gewicht zu optimieren.

Das ganze wird komplettiert durch ein sehr niedriges Gewicht. V. a. für die Ausstattung. Er wiegt mit 252 g in Referenzgröße US 9 gerade mal 10 g mehr als der voll auf Gewicht und Rennen optimierte Zinal. Selbst in meiner Größe US 13 wiegt er nur knapp über 300 g.

Mit einer unverbindlichen Verkaufspreisempfehlung von 210,- € liegt der Tecton X zwar eher im günstigeren Bereich der Karbonplattenschuhe aber es ist trotzdem ein stolzer Preis. Das die Läufer*innen in Summe nicht bereit sind so viel für den Schuh auszugeben zeigt sich am aktuellen Marktpreis der eher bei minus 20 – 40 % liegt. Das ist aber auch bei anderen Karbonplattenschuhen die Realität zumindest in der Onlinewelt.

Schaft, Passform & Schnürung

Tecton X schnüren (c) Laufschuhkauf.deIm Schaft des Hoka Tecton X kommt ein einlagiges, dünnes aber festes Jacquard Mesh zum Einsatz. Die Atmungsaktivität ist top und das Mesh trocknet schnell ab. Besonders starken Schutz bietet der minimalistische Schaft allerdings nicht.

Die Zehenbox hat als Verstärkung ein etwas festeres Overlay und das Mesh des Schafts ist ziemlich robust. Dazu kommt die dicke Zwischensohle mit den zwei Karbonplatten die ähnlich wie ein Rockshield funktionieren. Das war es dann auch schon. Wer auf der Suche nach einem Trailschuh mit besonders ausgeprägtem Schutz im Schaft ist wird beim Tecton X nicht fündig werden.

Der neue Trailracer von Hoka hat ein Ghillie-Schnürsystem das zum einen sehr weit in den Vorfußbereich reicht und zum anderen über 5 Ösen und 2 Schlaufen geführt wird. Vorne über den Zehen ist wie beim Modell Speedgoat 5 ein „Expansion Panel“ eingenäht, dass es durch seinen leichten Stretch ermöglicht, dass der Vorfußbereich individueller der Breite des Fußes angepasst werden kann. Allerdings führt das bei schmaleren Füßen direkt zu Falten im Obermaterial. Zudem ist das Schaftmaterial von der Zunge abgesehen sehr starr und gibt kaum nach. So richtig gut anpassen lässt sich der „fit“ dann nicht. Nebenbei ist die Zehenbox nicht übermässig hoch.

Abdruckphase Laufen (c) Laufschuhkauf.deDie sehr dünne Zunge ist mittels zweier elastischer Bänder mit der Mittelsohle verbunden. Zudem hat die Zunge eine Halteschlaufe durch die die Schnürsenkel durchgeführt werden. Dadurch ist ein Verrutschen ausgeschlossen.

Die Zunge liegt gut auf dem Fußrücken klappt sich am oberen Ende aber wie beim Speedgoat 5 schnell mal um was allerdings auch nicht weiter beim Laufen stört. Die leicht elastischen, flachen Schnürsenkel lassen sich gut zuziehen. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu viel Druck auf dem Fußrücken entsteht. Die Zunge hält hier nicht viel ab.

Die Fersenkappe ist wie bei Hoka gewohnt relativ weich. Das ist grundsätzlich angenehm. Der Halt in der Ferse ist aber verbesserungsfähig. Klar lässt sich das bspw. über die Marathonschnürung optimieren aber dann wird der Druck auf dem Fußrücken wieder höher was bei mir nicht funktioniert hat. Passform wird sehr individuell empfunden aber 100 % Freunde wurden der Tecton X und ich in diesem Punkt nicht. Schaut am besten beim Anprobieren auf die genannten Punkt und entscheidet ob das für euch perfekt passt.

Es hat schon Tradition, dass Hoka keine Verstaumöglichkeit für die Schnürsenkel verbaut. Warum? Das bleibt die offene Frage. Zumal die Hoka Trailschuhe immer relativ lange Schnürsenkel haben (zumindest in Größe US 13). Immerhin sind dank der langen Schnürsenkel alle möglichen Schnürtechniken beim Texton X möglich.

Der Hoka Tecton X fällt seiner Größe entsprechend aus. Wie bei anderen Laufschuhen passt mir eine US 13.

Einsatzbereich & Untergrund

Außensohle Hoka Tecton X  (c) Laufschuhkauf.deDer Hoka Tecton X ist gemacht für das Laufen abseits befestigter Wege. Feld-/Wald-/Wiesenwege, Waldautobahnen, Schotterpisten, Singletrails, einfache bis nicht zu technische Trails sind sein bevorzugter Einsatzbereich. Hier rollt es sich dank der breiten Auflagefläche und den beiden „Karbonschienen“ perfekt. Auf Untergründen auf denen gleichmässiges (schnelles) Laufen möglich ist, ist der Tecton X zu Hause.

Eine Rock Plate hat der Tecton X nicht. Das ist aber aufgrund der hohen Bauhöhe und der zwei Karbonplatten, die ebenfalls schützend wirken, nicht nötig.

Selbst auf Asphalt funktioniert er durchaus gut. Das sollte aber aufgrund des schnelleren Abriebs der Außensohle nicht der übermässige Untergrund sein. Dafür gäbe es geeignetere Karbonschuhe bei Hoka.

Wird der Trail hingegen verwinkelt, verblockt, kurz sehr technisch kommt der Texton X an seine Grenzen. Die Sohle ist hier zu steif und unbeweglich. Zudem könnte der Schaft mehr Schutz bieten. Ebenso einschränkend ist tiefes Geläuf. Hier kommt die 4 mm Stollensohle an ihr Limit. Nässe hingegen ist kein Problem. Hier greift die Vibram Megagripsohle gewohnt griffig.

Der Hoka Tecton X ist kein Alltagstrainingsschuh sondern ein Trailschuh für den spezifischen „Renneinsatz“. Am meisten Spaß macht er wenn er schnell gelaufen wird. Ein gewisser Trainingszustand sollte genauso vorhanden sein wie ein aktiverer Laufstil um vom Karbonracer fürs Gelände optimal zu profitieren. Tempoarbeit und Wettkämpfe im Gelände sind seine Heimat. Bei den Wettkämpfen sind es v. a. die mittellangen Distanzen (Halfdistanzen bis kurze Ultras) auf denen ihn die meisten Läufer*innen einsetzen werden. Deutlich darüber hinaus dürfte er ruhig mehr Komfort bieten.

Speedgoat fürs Training und (ganz) lange Trailwettkämpfe und den Tecton X für alles Kürzere was im Gelände mit mehr Tempo gelaufen wird könnte die Formel in einer markenreinen Rotation lauten. So setze ich die

Fazit

Karbonplatte(n) im Trailschuh perfekt umgesetzt! Mit dem Tecton X liefert Hoka einen durchdachten, im Großen und Ganzen gelungenen Newcomer mit tollem Sohlenpaket: 2 parallele Karbonplatten, reaktive ProFlyX Zwischensohle mit überraschend hohem Komfort, 5 mm Sprengung, niedriges Gewicht und Vibram Megagrip Lite Base Außensohle führen zu einem geschmeidigen, reaktiven und dynamischen Abrollverhalten. Passformtechnisch hat der Hoka Tecton X in meinen Augen aber noch einiges Verbesserungspotential. Quasi unten hui, oben pfui.

Zielgruppe des Hoka Tecton X

Zielgruppe Hoka Tecton X  (c) Laufschuhkauf.deLeichte bis nicht zu schwere, ambitioniertere Läufer*innen mit neutralem Abrollverhalten und aktiverem Laufstil die einen reaktiven, dynamischen Geländelaufschuh für schnelles Laufen und Wettkämpfe suchen sollten den Hoka Tecton X in die engere Wahl nehmen.

Für nicht zu starke Supinierer*innen und Vor- und Mittelfußläufer*innen ist er dank der breiten, durchgängigen Auflagefläche sowie der guten Dämpfung ebenfalls eine gut geeignete Lösung.

Zeit zur Gewöhnung an die flache Sprengung und die Karbontechnologie sollte eingeplant werden insbesondere wenn bisher keine ähnlichen Schuhe gelaufen wurden. Damit lassen sich unnötige Probleme gerade im Unterschenkelbereich vermeiden.

Weniger ambitionierte Läufer*innen und solche die mehr Komfort haben wollen sollten sich bei Hoka den Speedgoat 5 anschauen. Wer mit Karbonplattenschuhen auf der Straße nicht zurecktgekommen ist, der sollte auch hier zumindest vorsichtig sein. Eventuell sind dann, wenn es ein Hoka Wettkampftrailschuh für nicht zu lange Distanzen sein soll, der Klassiker Torrent 2 oder der super leichte Zinal besser geeignet.

Zielgruppe Gewicht
leichtgewichtigOOO
normalgewichtigOOOO
schwergewichtigO
Zielgruppe Abrollverhalten
Unterpronierer / SupiniererOOO
NeutralfußläuferOOOO
leichte ÜberproniererO
mittelstarke ÜberproniererX
starke ÜberproniererX
Laufuntergrund
Asphalt / BetonO
Feld / WaldOOOO
TrailOOO
Legende: OOOO = sehr gut geeignet; OOO = gut geeignet; OO = geeignet; O = bedingt geeignet; X = ungeeignet

[WERBUNG] Hinweis zum Thema Werbung / Transparenz: Die Laufschuhe des Tests habe ich bei den jeweiligen Laufschuhherstellern angefordert. Der Testbericht wurde von mir verfasst und gibt meine persönliche Meinung wieder. Auf Inhalt und Urteil wurde seitens der Hersteller keinerlei Einfluss genommen. Für den Testbericht erhalte ich keine finanzielle Vergütung von den Herstellern.


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