Das nächste Modell im Laufschuhkauf.de Laufschuhtest Frühjahr / Sommer 2021 ist der Wettkampfschuh und Karbonplattenracer Brooks Hyperion Elite 2. Der Brooks HE2 ist der erste Wettkampfschuh mit Karbonplatte in der Zwischensohle in meinem Laufschuhtest.
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Das schreibt Brooks zu seinem neuen Karbonplattenracer
„Bereit für‘s Rennen? Der ultraleichte Hyperion Elite 2 ist unser schnellster Schuh, und lässt dich in deinem bevorzugten Bewegungsablauf, laufen wodurch du länger und schneller laufen kannst.
- Ultraleicht, mit erstaunlicher Energierückführung: Unsere verbesserte, mit Stickstoff angereicherte DNA FLASH-Zwischensohle bietet ein ultraleichtes und langlebiges Material für Energierückführung und konstant hohe Geschwindigkeiten.
- Energieeinsparungen: Die relativ breite Zwischensohle und unsere einzigartige Propulsion Plate aus Carbonfaser sorgen zusammen dafür, dass du in deinem bevorzugtem Bewegungsablauf laufen kannst, wodurch du Energie sparen und länger schneller laufen kannst.
- Schnelles Abrollen: Unsere Rapid Roll-Technologie – eine Zwischensohle mit geschwungener Ferse und Zehenpartie – kombiniert mit der Platte aus Carbonfaser, treibt dich nach vorne mit mühelosem Speed.
- Leichtes, atmungsaktives Obermaterial: Das federleichte Obermaterial aus Stretch-Gewebe bietet einen sicheren Halt.“
Doch schauen wir genauer ins Detail was der Brooks Hyperion Elite 2 kann. Was nicht. Wie er sich beim Laufen bewährt und für wen er geeignet ist.
Zahlen, Daten, Fakten zum Brooks Hyperion Elite 2
- Artikelnummer: 100037 1D 111
- Preis: 250,- €
- Kategorie: Wettkampfschuh
- Geschlecht: Unisex Modell, kein spezielles Damenmodell erhältlich
- erhältliche Größen (US): Unisex 5 – 13
- verschiedene Weiten erhältlich: nein
- Gewicht: 215 g (US 9), 262 g (US 13)
- Sprengung: 8 mm
- Bauhöhe: 30:22 mm (inkl. 2 mm Außensohle)
- Leisten: gebogen
- Zwischensohle: DNA Flash Zwischensohle ohne zusätzlichen Dämpfungskissen
- Pronationsstütze: nein
- Passform: eher weit geschnitten.
- Vergleichsmodelle anderer Marken: Saucony Endorphin Pro
- Sonstiges: Brooks Antwort auf Nikes Vaporfly und Alphafly Next%
Änderungen zum Vorgängermodell
Der Brooks Hyperion Elite 2 ist das Nachfolgemodell des Brooks Hyperion Elite. Folgende Neuerungen weißt die 2. Auflage auf:
An Stelle des DNA Zero Schaums kommt der aus dem Modell Hyperion Tempo bekannte DNA Flash Schaum zum Einsatz. Dadurch soll der Hyperion Elite 2 14 % mehr Dämpfung und Energierückgabe liefern als die 1. Auflage. Die höhere Energierückgabe wird durch eine 37 % höhere Komprimierbarkeit des neuen Schaumstoffs erreicht. Des weiteren wurde die Bauweise der Zwischensohle um 2 mm erhöht. Die Karbonplatte liegt nach wie vor S-förmig im Schaum. Die Haltbarkeit des Brooks Hyperion Elite 2 soll duch den neuen Dämpfungsschaum deutlich höher liegen und wird mit 300 – 600 km angegeben. Beim Vorgänger waren es lediglich 80 – 160 km.
Ebenfalls neu ist die „verschärfte“ Rockerkonstruktion. Die als Rapid Roll bezeichnete Technologie zeigt einen ähnlich stark hochgezogenen Vorfußbereich aber v. a. einen deutlich sichtbaren Spoiler im Rückfußbereich. Im Gegensatz zum ersten Hyperion Elite ist der Aufsatzbereich von unten nach oben angeschrägt und nicht umgekehrt wie bei Trainingsschuhen oder eben beim Vorgänger. Durch die Umbauten in der Zwischensohle steigt das Gewicht in Referenzgröße US 9 (42,5) um rund 20 g pro Schuh.
Inzwischen sind in der Außensohle des Brooks Karbonplattenracers 6 kleinere, 2 mm dünne Karbongummipads eingesetzt. Beim HE1 waren es 3 größere Pads. Das Obermaterial wurde 1:1 aus der 1. Auflage übernommen. Neues Design. Die UVP des Brooks Hyperion Elite 2 bleibt bei 250,- € und damit auch bei den Karbonracern im exklusiven Preissegment.
Testbericht und Kommentar
Der Name Hyperion ist bei Brooks schon des öfteren verwendet worden. Zuerst für einen Lightweighttrainer vor rund 20 Jahren. Dann für einen klassischen Wettkampfschuh. Neuerdings wieder für die beiden neusten Racing-Modelle: Hyperion Elite 2 und Hyperion Tempo. Letzterer ist der komfortable Wettkampfschuh ohne Platte während die Elite Ausführung der Karbonplattenracer ist. Beide Modelle haben aber mit dem klassischen Racer Brooks Hyperion nur wenig gemeinsam und sind komplett neue Schuhe.
Letztes Jahr am 29.02.2020 startete Brooks äußerst selektiv mit dem Verkauf seines Karbonplattenracers Hyperion Elite. Kurz vor Ausbruch der Coronakrise war der Zeitpunkt denkbar ungünstig. Da die Regularien für die Nutzung des Schuhs bei den olympischen Spielen aber vorschrieben, dass der Schuh enstprechend vorher auf dem Markt erhältlich sein muss, blieb Brooks wenig anderes übrig. Es kam dann aber doch alles anders. Negatives Feedback zum Schuh, kein Olympia und damit nochmal Zeit den Schuh weiterzuentwickeln. Bereits im Herbst folgte glücklicherweise die 2. Auflage des Karbonlaufschuhs mit stark modifizierter Zwischensohle. Das legt den Verdacht nahe, dass die Zwischensohle in der ersten Auflage noch weit vom angestrebten Maximum entfernt war. Dieses Manko hat Brooks mit der hier getesteten 2. Auflage beseitigt.
Wäre mehr Entwicklungszeit gewesen wäre die hier getestete 2. Version vermutlich als erster Brooks Karbonplattenracer im Sommer 2020 gelauncht worden. Für den 2. Anlauf hat die Laufschuhschmiede aus Seattle die Außen- und Zwischensohle komplett überarbeitet. Die meisten Kritikpunkte diesbezüglich wurden beseitigt. Tolles Upgrade. Hut ab!
Bauweise, Ausstattung & Laufgefühl
Der im kleinen Bruder Hyperion Tempo verwendete DNA Flash Schaum kommt jetzt auch im Brooks Hyperion Elite 2 zum Einsatz. Noch dazu wurde die Bauhöhe um 2 mm auf 30:22 mm erhöht. Laut Brooks soll DNA Flash 14 % mehr Dämpfung und Energierückführung als der bisherige DNA Zero Schaum liefern. Prozente hin oder her: Fest steht, dass der Brooks Hyperion Elite 2 auf jeden Fall federnder und weicher sowie reaktiver ist als sein Vorgänger.
Das 2. entscheidende Merkmal der Karbonschuhe, eine ausgeprägte Rockerkonstruktion, ist ebenfalls sicht- und spürbar auffälliger umgesetzt. Dank der ausgeprägteren „Wippengeometrie“ rollt der Brooks Hyperion Elite 2 super ab und unterstützt aktiv den Vortrieb. Diese beiden Änderungen führen dazu, dass sich der HE2 nicht mehr vor Nike & Co. verstecken braucht.
In Summe platziert sich der Brooks Hyperion Elite 2 irgendwo in der Mitte. Nicht ultraweich sondern etwas direkter. Nicht ganz so federnd. Trotzdem mit viel Push. Mit mittlerem Gewicht. Aber auch stabiler und weniger extrem als manches Mitbewerberprodukt. Dadurch ist die Zielgruppe etwas breiter. Je aktiver der Fußaufsatz und je höher das Tempo über eine „längere“ Distanz desto besser matcht der Hyperion Elite 2.
Wie bei allen Karbonracern ist der Brooks Hyperion Elite 2 durch die s-förmige Karbonplatte seif. Torsionsfähigkeit und Flexibilität sind erheblich eingeschränkt. Aber genau das soll die Konstruktion erreichen: Schnell und ohne Energieverluste nach vorne kommen. Durch die breite, einheitlich feste Auflagefläche ist der Hyperion Elite 2 stabiler als viele andere Karbonschuhe und gibt auch mehr Führung. Er korrigiert aber nicht einseitig und ist wie alle vergleichbaren Produkte neutral gehalten.
Laufe ich mit dem Brooks Hyperion Elite 2 tatsächlich schneller? Das ist wohl die alles entscheidene Frage für viele Läufer. Theoretisch ja. Schließlich bietet der Elite 2 wie der Nike Vaporfly Next% alle Konstruktionsmerkmale die dafür sprechen. Studien belegen einen leistungssteigernden Effekt der Karbonschuhe gegenüber herkömmlichen Wettkampfschuhen. Ohne Labortests lässt sich das aber im Einzelfall nur schwer nachprüfen und sicher ist es von Läufer zu Läufer unterschiedlich wie viel Zeitverbesserung der Brooks Karbonplattenracer bringt. Subjektiv ist es auf jeden Fall so, dass es sich mit ihm leichter schnell läuft.
Passform & Schnürung
Entgegen der aufwendigen Änderungen in der Zwischensohle wurden am Schaft des Hyperion Elite 2 keine Änderungen vorgenommen. Da dieser aber auch bei der ersten Auflage schon ganz ordentlich (nicht perfekt) gepasst hat, war das beim aktuellen Update kein Fokus. Der Schaft ist aus dünnem, weichem, flexiblem aber festerem Stoff und etwas mehr Material als bspw. beim Nike Vaporfly.
Der Brooks Hyperion Elite 2 ist absolut sauber und nahtfrei ausgekleidet. Nichts stört. (Fast) nichts reibt. Im Fersenbereich kommt ein kleines Polster zum Einsatz um den Halt zu verbessern. Das ist zwar gut gedacht, hat bei mir mit der Originaleinlage aber zu Blasen geführt. Mit meiner orthopädischen Einlage die etwas höher aufbaut hat es dann aber gepasst. Die Atmungsaktivität ist nicht top aber in Ordnung.
Die Passform des Brooks Hyperion Elite 2 ist segmentuntypisch eher breit. Im Vorfußbereich haben die Zehen viel Platz. Das sollte bei der Anprobe v. a. von Läufern mit schmaleren Füßen kritisch geprüft werden. Insbesondere Frauen (Unisexmodell!) sollten zudem noch Augenmerk auf den Halt im Fersenbereich legen. Läufer mit breiteren Füßen hingegen werden die Passform zu schätzen wissen. Bietet sie doch eine gute Option gegenüber den meisten anderen Karbonschuhen mit oft schmalererm Schnitt.
Über die 7 Ösenschnürung mit den flachen, sehr elastischen Schnürsenkeln lässt sich der Halt im Mittelfußbereich gut einstellen. Allerdings ist es etwas „Gezoppel“ und ggf. auch nochmal Nachschnüren angesagt bis Schnürung und Zunge richtig sitzen. Die dünne Zunge wirft gerne mal Falten und die Ösen liegen relativ nah beisamen was die Schnürung etwas aufwendiger macht. Die Zunge könnte in Summe auch etwas kürzer dafür aber breiter sein. Der Halt im Übergang vom Mittel- in den Vorfußbereich könnte etwas fester sein.
Eine richtige, stabile Fersenkappe hat der Brooks Hyperion Elite 2 nicht. Hier ist lediglich das Schaftmaterial etwas verstärkt. Die Einlegesohle ist nur im Rückfußbereich leicht angeklebt und lässt sich mit etwas Zug leicht entfernen falls orthopädische Einlagen verwendet werden sollen.
Einsatzbereich & Untergrund
Wenig überraschend ist der optimale Laufuntergrund des Brooks Hyperion Elite 2 fester Untergrund wie Straße und asphaltierte Wege. Da die nicht komplett mit Karbongummipads abgedeckte DNA Flash Zwischensohle relativ empfindlich gegenüber Steinen und anderen spitzen Gegenständen ist, würde ich von einen Einsatz auf nicht befestigten Wegen insbesondere mit Kies, Schotter usw. abraten. Im Optimalfall ist es trocken. Allzu viel Grip bietet die 2 mm dünne Außensohle, die noch dazu nur an den Hauptbelastungspunkten eingesetzt wird, bei Nässe nämlich nicht.
Für Läufe auf der Tartanbahn finde ich den Brooks Karbonplattenracer nicht direkt und agil genug. Zudem sollte für diesen Zweck gerade in den Kurven das Obermaterial noch mehr Halt geben. Hier bevorzuge ich flachere, weniger stark gedämpfte Laufschuhe wie bspw. den Mizuno Wave Duel 2.
Bezüglich dem Tempo lässt sich mit dem Brooks Hyperion Elite 2 alles laufen was schnell und gerne auch lang ist. Von Tempodauerläufen über Tempowechselläufe bis hin zu längeren Intervalleinheiten erstreckt sich sein Einsatzbereich. Für kurze Wiederholungen in maximalem Tempo wie bespw. 200er oder 400er gibt es geeignetere Laufschuhe. Seine prädestinierten Wettkampfdistanzen sind 10 km bis Marathon. Wer mit dem HE 2 seine Marathonbestzeit brechen will sollte ihn auf jeden Fall auch im Training bei längeren Tempodauerläufen und / oder langen Läufen mit Endbeschleunigung gelaufen sein. Eine langsame Gewöhnung an den Schuh ist ein Schlüssel zum Erfolg! Zu Beginn kann es durchaus sein, dass sich die Waden / Achillessehnen oder aber wie bspw. bei mir das Gesäß und die Oberschenkelrückseiten mal melden.
Ich persönlich finde, dass er sich ab einem Tempo sub 04:40 min./km und über den Mittelfuß am besten läuft. In einer markenreinen Rotation würde der Brooks Hyperion Elite 2 die längeren Tempoeinheiten und Wettkämpfe abdecken. Dagegen käme der Hyperion Tempo, als Universaltempolaufschuh, auch bei den kürzeren und schnelleren Einheiten zum Einsatz.
Fazit
Operation gelungen – Schuh auf dem richtigen Weg. Nach dem Schnellschußlaunch der ersten Auflage mit geringer Haltbarkeit und dem nicht optimalen Zwischensohlenschaum, hat Brooks im Herbst 2020 mit der 2. Auflage ein tolles Upgrade v. a. der Zwischensohle des Hyperion Elite geliefert. Damit bietet auch die Marke aus Seattle ein konkurrenzfähigeres Produkt bei den Karbonplattenracern an. Zusammen mit dem Hyperion Tempo hat Brooks damit wieder ein gelungenes Double am Start! Das Obermaterial des Brooks Hyperion Elite 2 bietet aber durchaus noch Verbesserungspotential.
Zielgruppe des Brooks Hyperion Elite 2
Leichte bis mittelschwere, ambitioniertere und leistungsorientierte Läufer mit neutralem Abrollverhalten und Supinierer auf der Suche nach einem Karbonplattenracer zur Bestzeitenjagd sollten den Brooks Hyperion Elite 2 in die engere Wahl nehmen. Je aktiver der Laufstil desto besser läuft sich der HE 2. Passiver Laufstil mit extremen Aufsetzen über die Ferse und der Hyperion Elite 2 passen demnach nicht gut zusammen.
Wie bei allen Schuhen, die komplett anders sind als das was bereits im Schuhschrank steht, sollte gerade bei den Karbonplattenracern eine entsprechende Gewöhnungszeit eingeplant werden. Insbesondere die rückseitige Muskulatur wird stärker beansprucht. Wem 250,- € zu viel sind findet bei Brooks mit dem Hyperion Tempo eine Alternative. Dieser ist mit 150,- € deutlich günstiger, hat dafür aber auch keine ausgeprägte Rockerkonstruktion, weniger Schaum und keine Karbonplatte. Trotzdem liefert er ein tolles Gesamtpaket.
Zielgruppe Gewicht | |
leichtgewichtig | OOOO |
normalgewichtig | OOOO |
schwergewichtig | O |
Zielgruppe Abrollverhalten | |
Unterpronierer / Supinierer | OOO |
Neutralfußläufer | OOOO |
leichte Überpronierer | O |
mittelstarke Überpronierer | X |
starke Überpronierer | X |
Laufuntergrund | |
Asphalt / Beton | OOOO |
Feld / Wald | O |
Trail | X |
Legende: OOOO = sehr gut geeignet; OOO = gut geeignet; OO = geeignet; O = bedingt geeignet; X = ungeeignet |
[WERBUNG] Hinweis zum Thema Werbung / Transparenz: Die Laufschuhe des Tests habe ich bei den jeweiligen Laufschuhherstellern angefordert. Der Testbericht wurde von mir verfasst und gibt meine persönliche Meinung wieder. Auf Inhalt und Urteil wurde seitens der Hersteller keinerlei Einfluss genommen. Für den Testbericht erhalte ich keine finanzielle Vergütung von den Herstellern.